SuedLink – alternativlos? BBgS im Gespräch mit Hans-Josef Fell

(10.10.2016) Bereits Ende September trafen sich Mitglieder des BBgS Vorstandes mit Hans-Josef Fell zu einem Grundsatzgespräch über Energiewende, SuedLink und die politischen Hintergründe zu Entscheidungen hinsichtlich des aus unserer Sicht überdimensionierten Stromnetzausbaus.

Einst für Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag tätig und Mitautor des EEG 2000, ist Hans-Josef Fell weiterhin ein eifriger Verfechter der Energiewende und sieht nur im radikalen Ausbau der Erneuerbaren Energien (Wind-Solar-Biomasse-Wasserkraft) die einzige Möglichkeit die Klimaerwärmung und somit den Zusammenbruch unseres Ökosystems zu verhindern. Er wertet die derzeitigen Bestrebungen, den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland zu begrenzen, als fatale Fehlinterpretation der Bundespolitik in Bezug auf Klimaschutz und Energiewende und sieht die HGÜ-Leitungen SuedLink und SuedOstLink in Erdverkabelung mehr oder weniger als Kompromiss, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Mit wachsender Besorgnis stellt jedoch auch Herr Fell fest, dass es inzwischen mehr um finanzielle Begehrlichkeiten auf Kosten der Energiewende als um die Notwendigkeit von Stromleitungen geht. Politische Entscheidungen werden immer öfter durch mächtige Lobbyverbände beeinflusst und  so steht für den Präsidenten der Energy Watch Group  außer Zweifel, dass auch mit Blick auf die Atomindustrie äußerste Vorsicht bei den energiepolitischen Zielen der Bundesregierung geboten ist. Konzeptionell schlüssig, ökonomisch und ökologisch vertretbar sollte die Energiewende weiter vorangetrieben werden. Dass die politische Wirklichkeit zu langsam auf technische Entwicklungen und Innovationen im Bereich der Speichermöglichkeiten reagiert, weiß der ehemalige Bundestagsabgeordnete Fell aus Erfahrung. Unserer Forderung nach einem Energieentwicklungsplan kann er jedoch vollumfänglich zustimmen, denn gezieltes Prozess- und Projektmanagement kann Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen, Kosten sparen und letztendlich die Energiewende zum Erfolg führen. Den Fokus auf ein dezentrales Energiekonzept zu lenken und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Gleichstrom-Technik auch ohne SuedLink in das Verteilnetz integrierbar wird, ist ein Blickwinkel, der bei Herrn Fell zumindest auf Interesse gestoßen ist. Vielleicht findet man mit diesem Gedankenansatz doch noch einen Weg, um mit ihm über den Bedarf von SuedLink und Co. zu verhandeln. Allerdings, mit Blick auf die Zeitachse – und dies ist die eigentliche Argumentation von Herrn Fell – sieht er im Moment keine Möglichkeit, den Bau der HGÜ-Leitungen zu stoppen. Dass damit allerdings nur die Frage der Stromübertragung und nicht die der Energiewende gelöst ist, kann der Umweltpolitiker nur bestätigen.

Unser Bestreben liegt nun darin, Alternativen aufzuzeigen die, durch Flexibilitätsoptionen im Verteilnetz, inklusive schneller Integration dezentraler Speicherkonzepte und regionaler Energiemodelle, Netzüberlastungen entgegenwirken könnten. Gleichzeitig würden Anreize für Investoren in Erneuerbare Energien geschaffen. Für ein überdimensioniertes Übertragungsnetz würde dann offensichtlich keine ausreichende Begründung mehr vorliegen, denn als Transportmedium für den überregionalen und durch Terminmärkte an der Strombörse bestimmen Stromhandel identifiziert, wären die Leitungen einzig dem uneingeschränkten Stromfluss (inkl. Kohle- und Atomstrom) in alle Richtungen (!) geschuldet. Einen bürgerfinanzierten SuedLink kann man unter diesen Voraussetzungen schwerlich akzeptieren.