Erdkabel-Korridore für SuedLink – erste Vorschläge und Beteiligungsmöglichkeiten

(27.09.2016) Heute hat Übertragungsnetzbetreiber TenneT die ersten Trassenvorschläge für den SuedLink in Erdverkabelung veröffentlicht. Zwei Tage früher als geplant und somit vor den offiziellen Infoveranstaltungen für Mandatsträger und Bürgerinitiativen.

Eine Flut von E-Mails erreicht uns, denn die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß. Während sich die einen vorsichtig optimistisch zeigen, sind andere völlig überrascht von der plötzlichen Betroffenheit durch die Erdkabeltrassen.

Den Link zu den Regionalkarten, eingeteilt nach Bundesländern, finden Sie unter:

Übersichtskarte Vorschläge für Erdkabel-Korridore

Der Bundesverband der Bürgerinitiativen gegen SuedLink (BBgS) hat seit seiner Gründung in zahlreichen Gesprächen mit allen Verantwortlichen immer wieder betont, dass es bis zum heutigen Tag keine transparente Bedarfsermittlung für die HGÜ-Trassen gibt. Daher stellt sich für uns nicht die Frage, wo wird der SuedLink gebaut, sondern warum muss er tatsächlich gebaut werden? Wem nützt diese Megatrasse wirklich? Die eigenen wirtschaftlichen Interessen der Konzerne sind bei einem Milliardenprojekt  wie SuedLink nicht unerheblich und so ist es nach wie vor legitim, die Dimension des angestrebten Netzausbaus zu hinterfragen, denn die Kosten tragen wir Stromverbraucher.

Vor wenigen Tagen wurde von Übertragungsnetzbetreiber TenneT die Erhöhung der Netzentgelte um 80% angekündigt. Damit der Netzausbau nicht zum „Selbstbedienungsladen“ wird, müssen wir die neuen Planungen weiterhin kritisch begleiten. Die Bürgerinitiativen haben schon viele Missstände aufgedeckt und Politik zum Umdenken gezwungen. Auch wenn heute die neuen Trassenkorridore für SuedLink vorgestellt wurden, werden wir unseren Protest fortsetzen und aufzeigen, dass diese HGÜ-Leitung Teil einer verfehlten Energiepolitik ist und der Energiewende mehr schaden als nutzen kann.

Aktualisierung vom 09.10.2016:

Beteiligungsmöglichkeiten

Die Übertragungsnetzbetreiber werden angeblich nur die vorgestellten Trassenkorridorsegmente  in ihrem für das Frühjahr 2017 geplanten Antrag auf Bundesfachplanung bei der Bundesnetzagentur einbringen. Die Planungsgrundlagen von TenneT und TransnetBW zu SuedLink beziehen sich auf Raumwiderstände, die u.a. durch ein spezielles GIS (ein geographisches Informationssystem, ähnlich Google Maps) ermittelt werden. Hinweise von Behörden  sollen zur Optimierung beitragen und auch die Öffentlichkeit wird zur Weiterleitung von  eventuellen Raumwiderständen aufgefordert. Damit diese im Antrag der Übertragungsnetzbetreiber noch berücksichtigt werden können, wird eine Beteiligungsfrist bis  Ende November 2016 angegeben.

Raumwiderstandsklassen – TenneT (Arge SuedLink) Bewertungsschema

Möglichkeit zur Eingabe regionaler Raumwiderstände

Wir erkennen die Bemühungen von TenneT an, bei den Planungen zu SuedLink 2.0, also der Erdkalbeltrasse, bereits sorgfältiger und transparenter arbeiten zu wollen. Die eigens beauftragte  ArgeSL – eine Zusammenschluss mehrerer Planungsbüros, die bereits Erfahrungen mit großen Infrastrukturprojekten haben – soll die Übertragungsnetzbetreiber dabei unterstützen, den Antrag auf Bundesfachplanung diesmal bei der Bundesnetzagentur erfolgreich einbringen zu können. Das Konzept klingt plausibel und bei der Vorstellung des Planungskonzeptes war die Genauigkeit der Bemessungsgrundlagen – theoretisch – erkennbar.

Wir erkennen aber auch viele Schwachstellen. Bereits bei der Infoveranstaltung für Bürgerinitiativenvertreter in Kassel wurden Fragen aufgeworfen, die bisher niemand zu beachten scheint, denn trotz GIS und ArgeSuedLink wurden teilweise offensichtliche Raumwiderstände nicht berücksichtigt. Dabei auf Klärung im weiteren Planungsverlauf zu verweisen kann nicht überzeugen und zeigt uns Parallelen zu SuedLink 1.0 auf. Die widersprüchlichen Aussagen von TenneT Geschäftsführer Lex Hartman zu den Möglichkeiten der Erdverkabelung verunsichern ebenfalls. Was heute versprochen wird, muss morgen nicht zwingend umgesetzt werden.  Transparenz ist die Grundvoraussetzung des Bürgerdialoges, der nicht durch schöne Worte gekennzeichnet sein sollte, sondern durch Ehrlichkeit.