BfS Forschungsprogramm Strahlenschutz

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) befasst sich in seinem Forschungsprogramm zum Strahlenschutz für den Zeitraum 2013 bis 2017  auch mit dem Thema Gesundheitsschutz beim Ausbau der Stromnetze. Durch die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des BfS sollen unzureichend erforschte Strahlenexpositionen und -risiken untersucht und  bewertet werden. „Die ergebnisoffene und unabhängige Klärung offener Forschungsfragen ist aus Vorsorgegründen eine unabdingbare Begleitmaßnahme des Stromnetzausbaus“, war das Fazit der Auftaktveranstaltung im Juli 2017. Die HGÜ-Leitungen SuedLink, SuedOstLink und die Hybridleitung Ultranet sollen dennoch, trotz vieler ungeklärter Fragen zum Strahlenschutz, schnellstmöglich gebaut werden.


BfS Forschungsprogramm „Strahlenschutz beim Stromleitungsbau“
Stellungnahme des BBgS

Der Bundesverband der Bürgerinitiativen gegen SuedLink (BBgS) vertritt die Interessen zahlreicher Bürgerinitiativen entlang der geplanten HGÜ-Trasse zum Thema Stromleitungsbau unter Berücksichtigung der zu erwartenden negativen Auswirkungen auf die Bevölkerung. Dies umfasst die umstrittene Bedarfsermittlung(1) ebenso wie den Umweltschutz(2), den Einsatz innovativer Erdverkabelungstechniken(3) und auch das Thema Gesundheitsvorsorge(4) in Bezug auf erhöhte Strahlenbelastung durch Freileitungen und Erdkabeltrassen.

In vielen Veranstaltungen und bei weiterführenden Gesprächen mit den Verantwortlichen bei der Bundesnetzagentur haben wir darauf hingewiesen, dass es unumgänglich ist, der Öffentlichkeit eine objektive Bewertung der Risiken des Stromleitungsbaus zu ermöglichen. Bürgerveranstaltungen(5) in denen man die Bedenken und Ängste der Menschen nicht ernst zu nehmen scheint, da keine Möglichkeit der Pro und Contra Diskussion gegeben ist, schaden dem Bürgerdialog und sind nicht geeignet, die Akzeptanz für den HGÜ-Trassenbau zu steigern, geschweige denn die angestrebte Beschleunigung des Netzausbaus zu bewirken.

Wir begrüßen die Möglichkeit der Stellungnahme zum Forschungsprogramm des BfS mit dem Thema Strahlenschutz beim Stromnetzausbau und möchten gleichzeitig aufzeigen, dass noch erheblicher Diskussionsbedarf besteht.

Grundsätzliches zu den Grenzwerten

Das Gleichgewicht zwischen Ökologie und Ökonomie gerät zunehmend ins Wanken, denn vielfach stehen Umwelt- und Klimaschutz den Interessen von Wirtschaft und Industriekonzernen entgegen. Trotz ratifiziertem Klimavertrag von Paris und Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung, politische Entscheidungen werden oftmals durch Forderungen unterschiedlichster Lobbyverbände beeinflusst, gegen die Interessen und teilweise auch den Schutz der Bevölkerung. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Bewertung von Grenzwerten äußerst fraglich, denn sollten sie nicht in das System passen, werden sie einfach angeglichen.

Nach dem Reaktorunglück von Fukushima wurden in einer Eilverordnung die Strahlengrenzwerte(6) für Lebensmittel aus Japan erhöht, teilweise sogar verdoppelt. Greenpeace und Verbraucherschützer waren entsetzt und warfen der EU-Kommission vor, rechtswidrig und gegen den vorbeugenden Gesundheitsschutz zu handeln. Regelmäßig wird von Grenzwertüberschreitungen in den unterschiedlichsten Bereichen unseres Alltagslebens berichtet. Ob erhöhte Stickoxidbelastung(7) durch Diesel-PKW, Überschreiten von Chlorid-Grenzwerten(8) im Wasser durch Einleitung von Salzlauge, Grenzwertüberschreitungen in der Landwirtschaft durch übermäßigen Pestizideinsatz(9), all dies geschieht ohne Konsequenzen für die Verursacher. Sogar die Einschätzung der WHO, dass Glyphosat in Unkrautvernichtungsmitteln voraussichtlich krebserregend sei, verhindert nicht dessen Einsatz, man nimmt  gravierende Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung billigend in Kauf.

Wenn wir diese negativen Erfahrungen bei der Diskussion um Strahlenschutz beim Stromnetzausbau berücksichtigen, ist die Annahme des BfS, dass die bestehenden Grenzwerte schützen, grundsätzlich zu hinterfragen. Grenzwerte werden vorwiegend in einem politischen Abstimmungsprozess festgelegt, der verschiedene Interessen gesellschaftlicher Gruppierungen einzubeziehen versucht.

Der vorbeugende Schutz durch festgelegte Grenzwerte soll Belastungen für Mensch und Natur auf ein notwendiges Mindestmaß reduzieren. Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass erst durch verschiedene gesundheitliche Katastrophen (z.B. Contergan),  Spätfolgen (z.B. durch Asbest) und dauerhafte Umweltbelastungen (z.B. Einsatz von DDT) ein politisches Einlenken erfolgte. Durch entsprechende Gesetze, Verordnungen und Verbote wurde erst nach Jahrzehnten gegengesteuert. Für die Opfer, deren Gesundheit dauerhaft zerstört wurde, kam dies zu spät.

Insofern sind auch die Grenzwerte für die statischen und niederfrequenten elektrischen und magnetischen Felder als ausreichend anzuzweifeln. Vergleicht man die Grenzwerte für magnetische Felder bei Wechselstrom (50 Hz), so weist Deutsch­land mit 100 µT einen 1000-fach höheren Wert auf als z.B. Schweden(10) mit 0,1 µT wie bereits in der Auftaktveranstaltung des BfS zum Strahlenschutz  erläutert wurde. Der Verweis auf physische und psychische Symptome bei unterschiedlichen Feldstärken(11) erklärt  u.a. die Forderung des BUND, den Grenzwert von 0,01 µT festzu­schreiben, damit keine negativen Einwirkungen auf den Menschen erfolgen können. Dass der Strahlenschutz bei Stromleitungen in vielen Ländern unterschiedlich bewertet wird, ist aus den stark voneinander abweichenden Grenzwerten für elektrische und magnetische Felder(12) ersichtlich. Wird in Italien, Dänemark, Liechtenstein, Schweiz oder sogar in Polen durch strengere Grenzwerte und/oder Referenzwerte der Gesundheitsvorsorge Rechnung getragen, ignoriert man in Deutschland  bislang die Forderungen nach niedrigeren Grenzwerten.

Das mit 18 Millionen Euro geförderte Forschungsprogramm soll innerhalb von 6 Jahren abgeschlossen werden. Ungeachtet dessen und obwohl keine Erfahrungswerte vorliegen, sind die offiziellen Genehmigungsverfahren für SuedLink, SuedOstLink und die Hybridleitung(!) Ultranet bereits eröffnet worden. Frühzeitig durch den politischen Willen im Bundesbedarfsplan verankert, werden die Ergebnisse zum Strahlenschutz bei Stromleitungen für die großen HGÜ-Pilotprojekte nicht mehr relevant sein. Der Vorsorgegedanke hat keinen Stellenwert in der laufenden Diskussion.

Anmerkungen zu einzelnen Themenfeldern

Aufklärung eines möglichen Zusammenhangs zwischen niederfrequenten Magnetfeldern und neurodegenerativen Erkrankungen

Neurodegenerative Erkrankungen sind meist langsam fortschreitend und vielfach wird das eigentliche Krankheitsbild erst nach Jahrzehnten sichtbar. Daher ist es in diesem Fall nahezu unmöglich die kausalen  Zusammenhänge zwischen Strahlungseinwirkung und Krankheit wissenschaftlich zu belegen. Eine Vermutung zu den neurodegenerativen Erkrankungen aufgrund von nieder­fre­quen­ten Magnetfelder besteht in der Ortsabhängigkeit der Wirkung. Da die Magnet­flussdichte auf der Erdoberfläche sehr unterschiedlich verteilt ist, kann die Überlagerung von natür­licher Flussdichte und durch Stromleitungen induzierte Flussdichte stark schwanken. Insofern müssten die Studien die natürliche magnetische Grundflussdichte einbeziehen.

Die Wirkung niederfrequenter Magnetfelder sollte nicht nur bei den Krankheiten Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder Alzheimer Demenz (AD) untersucht werden, sondern generell bei Steuerungs- und Stoffwechselprozessen in den verschiedenen Zellstrukturen, auch differenziert nach Alters- und Geschlechtsabhängigkeit (z.B. Schwangerschaft).

Bestimmung von Wahrnehmungs- und Wirkungsschwellen

Für den Menschen kann die Überschreitung der Wirkungsschwelle zu physischen Schädigungen führen. Die Überschreitung der Wahrnehmungsschwelle wirkt sich verhaltensbeeinflussend und psy­chisch aus. Sie kann zu einer bewussten (auch unbewussten) Reaktion führen. Die Wahrnehmungsschwellen liegen zum Teil niedriger aber auch zum Teil höher als physiologische Wirkungsschwellen. Insofern ist für die verschiedenen Feldsituationen die wechselseitige Priorisierung von Wahrnehmung und Wirkung zu erforschen. Liegt die Wahrnehmungsschwelle unterhalb der Wirkungsschwelle, dann kann der Mensch sich vielleicht noch aus der Risikozone zurückziehen. Im umgekehrten Fall wird er geschädigt, ohne etwas zu bemerken.

Laut BfS bezeichnen sich 2% der deutschen Bevölkerung als elektrosensibel. Von Betroffenen und Selbsthilfegruppen wir die Zahl deutlich höher eingeschätzt. Die Symptome der Elektrosensibilität sind eher unspezifisch und ein plausibler Wirkmechanismus lässt sich wissenschaftlich bisher nicht nachweisen. Untersuchungen an der Johannes Gutenberg-Universität(13) in Mainz haben im Hinblick auf Begleiterkrankungen (z.B. Allergien, MCS) gezeigt, dass elektrosensible Menschen viel häufiger an somatoformen Störungen leiden, d. h. dass für die von ihnen beschriebenen Symptome keine körperliche Ursache gefunden werden kann.

Es ist anzunehmen, dass elektrosensible Menschen feiner ausgeprägte körperliche Sinne haben als andere. Sie reagieren viel differenzierter auf Umwelteinflüsse und somit auch auf elektrische, magnetische und elektromagnetische Strahlungen.  Die Fähigkeit, elektrische Felder von Stromleitungen schon bei einer geringen Feldstärke (Stromstärke) wahrnehmen oder spüren zu können, ist für die betroffenen Menschen oftmals mit körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schlafstörungen verbunden.

Der Medizin- und Umweltphysiker Lebrecht von Klitzing behauptet, durch seine an der Universität Wiesenthal und der RWTH Aachen entwickelte Methode, Elektrosensitivität auch wissenschaftlich messen zu können. Die Tatsache, Strahlungen zu spüren, muss nicht zwangsweise zu einem Krankheitsbild führen, allerdings ist das Risiko für eine Bevölkerungsgruppe, die permanent diesen Strahlungen (in Nähe von Hochspannungsleitungen) ausgesetzt ist, viel höher.

„Für die Betroffenen stellen ihre Symptome eine große Einschränkung ihres täglichen Lebens dar“, wird Frau Gunde Ziegelberger(14) vom Bundesamt für Strahlenschutz zitiert. Anstatt lapidar auf umweltmedizinische Beratungsstellen zu verweisen, sollte beim Thema „Strahlenschutz beim Stromnetzausbau“ der Gedanke „Im Zweifel für den Angeklagten“ gelten und das BfS zumindest für AC und DC-Leitungen vorsorglich dieselben Mindestabstände zur Bebauung empfehlen.

Dass erhöhte Strahlenbelastung Krankheiten verursachen kann, wird in wissenschaftlichen Kreisen kontrovers diskutiert. Fakt ist, dass wir durch unseren elektrifizierten Alltag immer höheren Strahlenbelastungen ausgesetzt sind. Dies sollte in keinem Fall unterschätzt werden, denn nicht immer können wir im privaten Bereich Ausgleichsmaßnahmen schaffen.

Ursachenklärung von Leukämien im Kindesalter

Es bedarf erfahrungsgemäß aufwendiger Forschungen, um mit kausal orientierten Wirkmodellen zu Erkenntnissen zu ge­lan­gen. Die epidemiologischen Studien liefern ernsthafte Hinweise, dass Kinder auf Grund von elektrischen oder magnetischen Feldern an Leukämie erkranken können. Nur wie dies konkret bewirkt wird, ist unklar.

Bei der Gefährdungsanalyse sollten die Erkenntnisse epidemiologischer Studien die gleiche „Beweiskraft“ haben wie naturwissenschaftliche kausale Wirkmodelle. Da für Kinder keine gesonderten Grenzwerte gelten, sie also durch Stromleitungen den gleichen Belastungen wie Erwachsene ausgesetzt werden, hat der Vorsorgegedanke oberste Priorität. Hier kann sich die Gesellschaft kein Fehlurteil leisten.

Ko-Kanzerogenität von Magnetfeldexposition

Dieses Themenfeld ist mit dem Themenfeld zu neurodegenerativen Erkrankungen stark verbunden. Die Forderung, die Steuerungs- und Stoffwechselprozesse in den Zellen grundsätzlich auf ihre Verände­rungen bei magnetischen und elektrischen Felder zu untersuchen, kann hier nur wiederholt werden.

Untersuchung zu einem möglichen Zusammenhang von Magnetfeldexposition und Fehlgeburtenrate

Die Reduzierung auf Fehlgeburtenraten ist zu eng. Es sind auch die Veränderungen im werdenden Leben (Embryo) zu untersuchen.

Untersuchungen zum Auftreten, zur Ausbreitung und zur Absorption von Korona-Ionen

Auch wenn die aufgeführten Methoden zu einem Erkenntnisgewinn führen können, es  wird lange dauern bis gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen. Das Forschungsprogramm zum Deutschen Mobilfunk hat erst 20 Jahre nach Einführung der Mobilfunktechnik Erkenntnisse geliefert.

Es wäre gut, wenn die Forschung zuerst gesicherte Erkenntnisse generiert, bevor man aufgrund geänderter Grenzwerte mit dem Ausbau insbesondere der HGÜ-Leitungen beginnt.

Ein wichtiges Thema beim Stromleitungsbau, ist die Entstehung, Ausbreitung und spezifische Wirkung von Ozon auf den Menschen. Im Vortrag von den Mitarbeitern des BfS wurde davon nichts ange­merkt. Durch den Korona-Effekt wird die Umgebungsluft um die Freileitung ionisiert und dabei entsteht auch Ozon. Wichtig wäre zu wissen, wieviel Ozon pro laufendem Leitungsmeter bei wel­cher Spannung und welcher Stromstärke entsteht. Ferner wie stabil die Ozonmole­küle sind und wie sie die Umgebungsluft (z.B. Flugweite) anreichern, um abzuschätzen, welche Kon­zent­ratio­nen auf Menschen wirken, die sich in der Nähe von Freileitungen aufhalten (Wanderer, Landwirte usw.).

Expositionsanalyse, Expositionsbewertung und aktuelle Daten zur Exposition der allgemeinen Bevölkerung

In Deutschland gibt es für Gleichstrom bisher keine Messungen. Die HGÜ-Leitungen SuedLink, SuedOstLink und vor allem die Hybridleitung Ultranet sind Pilotprojekte. Obwohl also keine wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungswerte über die Auswirkungen von Gleichstromtrassen auf die Gesundheit der Bevölkerung in der Bundesrepublik vorliegen, ist in der aktuellen Planung kein Mindestabstand zur Bebauung vorgesehen, weder bei den Erdkabeltrassen noch bei der Freileitung Ultranet.

Inzwischen hat neben Siemens besonders ABB in Schweden verschie­dene Formen der Erdkabelverlegung realisiert. Übertragungsnetzbetreiber Amprion und Bohrtechnikspezialist Herrenknecht(15) haben auf einer Pilotstrecke in Westfalen ebenfalls bereits erfolgreich eine neue Erdkabel-Verlegetechnik umgesetzt. Insofern sollten auch in Deutschland bald eigene Messungen an aktuellen Realisie­rungen bzgl. Strahlenschutz möglich sein. Es wird erwartet, dass die Ergebnisse zeitnah der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Bei Messungen müssen unterschiedliche Aufbauten eines Erdkabels (verschiedene Herstellermodelle) und die Verlegung in den Boden (Tiefe, Material über dem Erdkabel, Verdichtung usw.) berücksichtigt und vergleichend gemessen werden, um exakte Werte für die Berechnungen mit den verschiedenen Expositionsmodellen zu erhalten. Die unterschied­liche Verteilung der magnetischen Flussdichte ist hier erneut in der Expositionsbewertung aufzugreifen.

Um bei der Dosimetrie (Messung der Energiemenge von ionisierenden Strahlen) die Auswirkungen der Umwelteinflüsse realistisch einschätzen zu können, müssen die unterschiedlichen Menschentypen (Gewicht, Alter, Geschlecht, Größe, u.v.m.) in der Analyse und Bewertung berück­sichtigt werden. Durchschnittswerte (siehe Arbeitsschutz am Beispiel MAK-Werte) bilden das Belastungsrisiko nicht zeitgemäß ab.

Risikowahrnehmung und Risikokommunikation

Es wird den Bürgerinitiativen immer wieder unterstellt, dass deren Risikowahrnehmung bezüglich der elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Strahlungen einzig durch sub­jektive Faktoren beeinflusst wird. Ängste werden als unbegründet abgewiesen, obwohl selbst die Wissenschaft zugibt, keine eindeutigen Beweise für die Unbedenklichkeit von Hoch- und Höchstspannungsleitungen erbringen zu können.

Ein Vertrauensvorschuss seitens der Bevölkerung ist nach einem in weiten Teilen gescheiterten Bürgerdialog, der vor allem zu Beginn der Diskussionen von Intransparenz und Halbwahrheiten geprägt war, nicht zu erwarten. Die Kommunikation zwischen Übertragungsnetzbetreibern, Politik, Behörden und Bürgern/Bürgerinnen gestaltet sich als schwierig, da offensichtlich vor allem wirtschaftliche Interessen beim Stromnetzausbau im Vordergrund stehen.

Auch die Atomkonzerne haben in den 80er und 90er Jahren versucht die Bevölkerung vor den Risiken dieser damals neuen Technologie  (Störfälle, GAU)  zu „beruhigen“. Der Gesundheitsvorsorge wurde kein großer Stellenwert beigemessen. Und heute, bei der Suche nach geeigneten Endlagern für den verstrahlten Müll, zeichnet sich erneut eine Katastrophe ab.

Die Frage „Wie kann der Verunsicherung der Bürger wegen gesundheitlicher Wirkungen von Stromleitungen begegnet werden?“ ist falsch gewählt und offenbart einen heim­tückischen Geist, der auf Manipulation und nicht auf Information abzielt. Nur sachliche, wissenschaftlich gesicherte Informationen können die Menschen zu einer richtigen Risikoeinschätzung führen.

Sind die Bürger verunsichert und haben sie berechtigte Gründe der Technik der HGÜ-Trassen zu misstrauen, da die Erbauer keine objektiven wissen­schaftlich fundierten Informationen vermittelt haben und auch Nachfragen stets abgewiegelt wurden?

Auf diese Frage sollte sich Risikokommunikation vorrangig beziehen, nicht auf Akzeptanzsteigerung und Beschleunigung beim Netzausbau. Dennoch bleibt abschließend zu bemerken, dass der beste Strahlen- und Gesundheitsschutz die Vermeidung eines überdimensionierten Netzausbaus ist.

Fulda, den 14.09.2017

Für den Inhalt verantwortlich:
Maria Quanz, Redaktion
Prof. Dr.-Ing. Hans Martin


Quellenangabe
  1. Prof.Dr. Claudia Kemfert „Das fossile Imperium schlägt zurück (2017)“, DIW Berlin; VDE Verteilnetzstudie; N-ERGIE/Prognos/FAU Studie, Dezentralität und zellulare Optimierung; Halealeka Stiftung,
  2. https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/ressourcen_und_technik/ressourcen_schutz_vor_elektromagnetischen_feldern_hintergrund.pdf
  3. Pilotprojekt Herrenknecht, ABB, Infranetz AG, AGS Verfahrenstechnik
  4. Dr.- Ing. Hans Martin, „Gesundheitliche Gefährdung durch elektrische, magnetische und elektromagnetische Strahlung“
  5. http://bundesverband-gegen-suedlink.de/?p=426
  6. https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/eu-kommission-erhoeht-strahlengrenzwerte-fuer-lebensmittel-aus-japan
  7. https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/stickoxid-belastung-durch-diesel-pkw-noch-hoeher
  8. http://www.deutschlandfunkkultur.de/das-laestige-salz-der-erde-wohin-mit-den-rueckstaenden-der.976.de.html?dram:article_id=357060
  9. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw02-de-pestizide/400988
  10. Vortrag von Herrn Dipl.-Ing. Oliver Leuker, Auftaktveranstaltung am 11.7.2017
  11. Neitzke, H.-P.; Osterhoff, J.; Voigt, H. (2006): EMF-Handbuch – Elektromagnetische Felder
  12. http://www.bfs.de/DE/themen/emf/netzausbau/schutz/grenzwerte-europa/grenzwerte-europa_node.html
  13. http://www.emf-forschungsprogramm.de/home/forschung/biologie/biologie_abges/bio_115.html/printversion
  14. http://www1.wdr.de/wissen/mensch/elektrosensibilitaet-100.html
  15. https://www.vdi-nachrichten.com/Gesellschaft/Neues-Bohrverfahren-fuer-Erdkabelverlegung-getestet