Pilotprojekt SuedLink – Probleme ohne Ende

Es wird laut an der SuedLink-Trasse. Das liegt nicht nur an den seit Anfang Mai laufenden Probebohrungen der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und TenneT, sondern am zunehmenden Protest der vom Leitungsbau betroffenen Grundstücksbesitzer. Bei Land- und Forstwirten schlägt die Welle der Empörung hoch. Und das zu Recht. SuedLink bleibt ein äußerst umstrittenes Netzausbauvorhaben und da es sich um ein Pilotprojekt handelt, dessen Größenordnung nicht einmal die Planer richtig einschätzen können, sind die Bedenken in der Bevölkerung auch bezüglich der Voruntersuchungen berechtigt.

Der Bundesverband der Bürgerinitiativen gegen SuedLink (BBgS) holt sich regelmäßig Rat und fachliche Expertise bei renommierten Fachleuten. So auch an einem Infoabend für Grundstücksbesitzer mit Dipl.-Ing. agr. Christoph Felgentreu. Die anstehenden Voruntersuchungen sind bei weitem kein Kinderspiel und geben einen Vorgeschmack auf die weitere Trassenplanung. Es geht u.a. um Kernbohrungen, schwere Rammsondierungen, Kleinrammbohrungen und Baggerschurf, Befahrung und Querung der Ackerflächen, Zufahrtswege für die Baugeräte etc.

>> Pressemitteilung <<

Die Fakten:

  • Das aktuelle Gutachten von Prof. Dr. Lorenz Jarass und Dipl.Ing. Carsten Siebels belegt, dass SuedLink und die P43 (Fulda-Main-Leitung) nach EU Vorgaben nicht zwingend erforderlich sind. Der Nachweis wird anhand der Zahlen aus dem Netzentwicklungsplan der ÜNB erbracht.  (Siehe auch Online-Veranstaltung vom 3. Mai)
  • Die Kosten der Höchstspannungsleitungen übersteigen deren Nutzen und somit ist auch der Bau von SuedLink und P43 nicht mit EU-Recht vereinbar. Im Bundesbedarfsplan wurde dies nicht berücksichtigt und somit ist auch das entsprechende Gesetz (BBPlG) anfechtbar.
  • Die Umweltschäden bei Erdverkabelung sind gravierend. Eine Bodenerwärmung von ca. 40° bei Gleichstrom und ca. 70° bei Wechselstrom führt zu einer fortschreitenden Austrocknung des Bodens und macht eine sinnvolle Bewirtschaftung der Ackerflächen nicht mehr möglich. Das Bodenleben, Mikroorganismen und humusbildende Bakterien, werden abgetötet. Die Bodenverdichtung durch Befahrung mit schweren Baugeräten und Maschinen wird vielfach irreversibel sein.
  • Der zusätzliche Flächenverbrauch durch Nebenanlagen wird in der Vorplanung völlig ausgeblendet. So wurden auch die benötigten 1,3 Hektar für Kabelabschnittsstationen (KAS)  im Abstand von ca. 135 km, sowie zusätzliche 500m² für Lichtwellenleiter(LWL)-Zwischenstationen bisher nicht ausreichend kommuniziert.

Durch ständige Beschleunigungsmaßnahmen im Planungsprozess verstärkt sich der Widerstand. Das Vertrauen in einen zielorientierten und an Bürgerinteressen ausgerichteten Dialog ist zerrüttet.

  • Erkundungs- und Baugrund-Untersuchungsarbeiten werden ohne Einbeziehung der Landwirte durchgeführt.
  • Schadensersatzforderungen können nicht vollumfänglich geltend gemacht werden, da der IST-Zustand der landwirtschaftlichen Fläche nicht ausreichend untersucht wird.
  • Enteignungsdrohungen stehen im Raum.
  • Die Bundesregierung hat eine Absichtserklärung der Übertragungsnetzbetreiber entgegengenommen, das Forschungsprogramm „Strahlenschutz beim Stromnetzausbau“ mit insgesamt 10 Millionen Euro zu unterstützen. Ist dies einer weiteren Einflussnahme der ÜNB auf politische Entscheidungen gleichzusetzen? Nach den vielen Lobbyskandalen der vergangenen Monate bleibt zumindest ein fahler Beigeschmack.
  • Modellversuche kommen zu spät – bisher keine aussagekräftigen Erkenntnisse zu Bau und Betrieb erdverlegter Stromkabel.

Der Bau des SuedLink wird sich erneut um Jahre verzögern. Die Energiewende schreitet indes weiter voran und die Alternativen zum Übertragungsnetzausbau zeichnen sich als deutlich sinnvoller und klimafreundlicher ab. Politik kann die wissenschaftlichen Fakten nicht weiter ignorieren.

  • Die aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)  belegt: Der Netzentwicklungsplan in Deutschland baut auf einen nach wie vor hohen, und teilweise sogar ansteigenden Anteil fossiler Erdgasverstromung auf. Die 10-Jahres-Entwicklungspläne der Europäischen Union (TYNDP) beinhalten ebenfalls sehr hohe Mengen an fossiler Kohle und Erdgas sowie erhebliche Mengen an Kernkraft.
  • 97% der Erneuerbaren Energien werden in das Verteilnetz eingespeist!
  • Wirksamer Klimaschutz gelingt nur mit dezentralen Lösungen.
  • Zellularer Ansatz – Prognos Studie zeigt: geplanter Netzausbau nicht zwingend erforderlich
  • Forderung nach Änderung des Rechtsrahmens um Erzeugung vom Netzausbau zu entkoppeln
  • Der Bundesbedarfsplan muss überarbeitet werden