Chaos Netzentwicklungsplan

Groß angekündigt – aber kläglich gescheitert. Die technischen Probleme bei der Online-Vorstellung des Netzentwicklungsplans (NEP 2035-2021) waren so groß, dass die Übertragungsnetzbetreiber die Reißleine ziehen mussten – die Veranstaltung wurde vorzeitig abgebrochen. Aus dem oft zitierten konstruktiven Dialog wurde so im Handumdrehen ein Monolog. Ohne Möglichkeit sich zumindest im Chat zu beteiligen, ohne Bild und Ton, wurde die Veranstaltung für TenneT und Co. zum Desaster.

Man hatte uns die „große Hafenrundfahrt“ durch den Netzentwicklungsplan versprochen, doch der Ausblick auf die Pläne der ÜNB mit Zieljahr 2035 (und in Richtung 2040) fand nach wenigen Minuten ein jähes Ende. Der Kreativität der Teilnehmer*innen blieb es überlassen zumindest einen Teil der Informationen aufzuschnappen. Wer schnell genug war, konnte sich zumindest noch die alternativ angebotenen Präsentationsfolien sichern, die uns inzwischen aber (inklusive Entschuldigung) auch von den ÜNB zugesandt wurden:

Informations- und Dialogveranstaltung zum
Netzentwicklungsplan Strom 2035 (2021)

Wo stehen wir heute? Auf Grundlage des Szenariorahmens, der vor ca. einem Jahr durch die BNetzA genehmigt wurde, haben die ÜNB den ersten Entwurf des vorliegenden NEP 2035 (2021) erstellt (Konsultationsfrist 28.02.2021) Auf Grundlage der Konsultationsergebnisse erfolgt eine Überarbeitung und Ergänzung um abschließend den zweiten Entwurf bei der BNetzA einzureichen (voraussichtlich bereits am 26.04.2021). Auch der Umweltbericht (mit strategischer Umweltprüfung)  muss konsultiert werden. Gegen Ende des Jahres wird dann die Bestätigung des NEP durch die BNetzA erwartet.

Was bedeutet das für uns? Die Bundesregierung ignoriert alle unsere Forderungen, den Netzentwicklungsplan-Strom endlich in einen „Energieentwicklungsplan“ zu überführen. Mit dieser Netzplanung werden weiterhin weder Synergieeffekte (durch Sektorkopplung Strom/Gas/Wärme/Monilität) noch neue Technologien ausreichend berücksichtigt. Bezeichnend für die Ignoranz der Politik: Beinahe zeitgleich mit dieser (Nicht-)Informationsveranstaltung wird der beschleunigte Netzausbau im Bundesrat (TOP 7) bestätigt.

Wie geht es weiter? Durch die Pandemie ist es derzeit nicht möglich, den Bürgerprotest auf die Straße zu bringen. Wir erwarten daher mit Spannung ein neues wissenschaftliches Gutachten von Prof. Dr. Lorenz Jarass und Dipl. Ing. Carsten Siebels. Faktenbasiert recherchiert werden auch die Kosten des Netzentwicklungsplans beleuchtet werden. Dieses Thema wurde bisher als Randnotiz abgetan. Aufgrund der andauernden Kritik bezüglich der erwarteten Netzausbau-Kostenexplosion, suchen ÜNB nach (fadenscheinigen?) Erklärungen und beteuern, der Netzausbau basiere nicht auf Wunschdenken bezüglich eigener Interessen und hinterfagen die von uns genannten Zahlen: ca. 110 Milliarden zu erwartende Netzausbaukosten!

Wir konsultieren derzeit den Netzentwicklungsplan 2035 (2021). Die Finanzierung von Leitungsvorhaben zieht sich über Jahre, egal ob Startnetz, Zubaunetz oder prognostiziert – die Kosten bleiben dieselben. Die Entwicklung und Anbindung des Offshorenetzes steht in direktem Zusammenhang mit dem Ausbau des Übertragungsnetzes, daher werden von uns auch die Kosten gemeinsam betrachtet.

Offizielle Zahlen-Daten-Fakten  aus dem NEP 2035 (2021) – Netzausbau inkl. Anbindung Offshore

Investitionskosten im Szenario B 2035 – Netzausbau:  72 Mia €
Anbindung Offshore im selben Szenario: 35,5 Mia €

(Im Vergleich Szenario C 2035: 76,5 Mia + 38,5 Mia € )

Daher fordern wir weiterhin alternative Lösungsansätze, die auf lange Sicht die Versorgungssicherheit in Deutschland gewährleisten können ohne in verstärkte Abhängigkeiten zu Kohle- und Atomstrom aus dem Ausland zu geraten.

Die unabhängige Überprüfung in Bezug auf Kosten, Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit des Netzentwicklungsplans ist dringend erforderlich, denn – und dieser Aspekt wird beim Thema Netzausbau konsequent ausgeblendet: Auch das Verteilnetz muss in den nächsten Jahren zusätzlich ertüchtigt bzw. ausgebaut werden. Nur, in diesem Fall geht es tatsächlich um die Integration der erneuerbaren Energien (ca. 95%!) und um regionale Wertschöpfungsketten.